Diesem Weißwasseraner Sportlehrer macht kein Schüler was vor (Sächsische Zeitung 02/2013)

Rüdiger Wagner tanzt sportlich auf vielen Hochzeiten, am erfolgreichsten ist er aber als Hochspringer.

 

Rüdiger Wagner ist das Oberhaupt der wohl sportlichsten Familie Weißwassers: Er selbst, Sportlehrer am Gymnasium, wurde im vergangenen Jahr unter anderem deutscher Hallen-Vizemeister im Hochsprung der Altersklasse M50, Sohn Jonas (der „Kleine“) besucht die Dresdner Sportschule und sprang eben erst als 15-Jähriger 1,91 Meter hoch – und das bei nur 1,65 Metern Körpergröße. Der ältere Sohn Jacob, auch ein Hochsprungtalent, steht inzwischen bei den Männern von Lok Schleife im Handballtor, und Ehefrau Steffi, Sportlehrerin in Hoyerswerda, hat vor allem in der Leichtathletik ebenfalls einiges drauf, war in der Halle auch schon Medaillengewinnerin bei deutschen Meisterschaften. Sport bestimmt fast logischerweise das Familienleben der Wagners, zumal gerade Vater Rüdiger auf vielen Hochzeiten tanzt: Er ist begeisterter Leichtathlet, spielt aber auch Handball (hilft da ab und zu bei Lok Schleife II aus). Eine weitere Leidenschaft ist Basketball. Dort ist er Trainer der Frauenmannschaft in Weißwasser, spielt aber auch selbst mit, wenn die Männermannschaft zum Beispiel zu Pokalspielen ruft. Und im vergangenen Jahr war Rüdiger Wagner der Kapitän der „Mission-Olympic-Mannschaft“ von Weißwasser, die das rein sportliche Duell gegen den Finalkonkurrenten Meiningen klar gewonnen hatte, auch mit dem persönlichen Einsatz der Familie Wagner. Sportlehrer zu sein ist für den 50-Jährigen also nicht nur Beruf sondern auch Berufung. Seine Schüler (am Gymnasium gibt es das sportliche Profil mit zwei oder drei Stunden zusätzlichem Sportunterricht) haben da einen aus ihrer Sicht „Alten“ vor sich, der fitter ist als sie selbst. „Von den Schülern macht mir noch keiner was vor“, sagt Rüdiger Wagner lächelnd. Seine Fitness verdankt er zum Teil auch seinem Beruf. Wagner macht bei Ausdauereinheiten oft mit seinen Schülern mit, hat an so einem Arbeitstag also oft genug selbst ein, zwei Trainingseinheiten in den Knochen. Und beim bei den Schülern so ungeliebten Geräteturnen zeigt er am Reck oder Barren den Jungs immer noch eine „Kippe“ vor, eine Übung, an der nach ihm Schüler in nicht geringer Zahl scheitern. Sein größtes Talent liegt aber in den leichtathletischen Sprungdisziplinen, besonders im Hochsprung. Bei den deutschen Hallenmeisterschaften in Erfurt war im vergangenen Jahr (Wagner war in die neue Altersklasse aufgerückt und somit einer der Jüngsten), sogar der Meistertitel drin. „Bis 1,70 Meter hatte ich alle Höhen im ersten Versuch gemeistert. Aber bei der späteren Siegerhöhe 1,73 Meter war plötzlich meine Markierung weg. Und das hat mich aus dem Rhythmus gebracht“, erzählt er. Kampfrichter hatten beim Abbau der Nachbaranlage den Klebestreifen, der seinen Ablaufpunkt markierte, einfach mit entfernt. Unglücklich verlief auch der Start bei der Senioren-Europameisterschaft in Zittau. Wagner war in Superform, hatte kurz vor der EM 1,75 Meter übersprungen. Aber dann verletzte er sich an der Wade. Ein Start schien nahezu unmöglich. „Erst habe ich den Weitsprung abgesagt, wollte aber den Hochsprung einfach versuchen und habe mich von der Starthöhe 1,35 Meter immerhin bis 1,65 Meter gekämpft“, sagt er. Damit wurde er Fünfter, 1,73 Meter im ersten Versuch hätten zu Bronze gereicht. Der Hunger nach sportlichen Spitzenleistungen ist bei Rüdiger Wagner auch mit 50 Jahren längst nicht gestillt. „Seniorensportler sind ja oft extrem ehrgeizig. Bei einigen kann man nicht einmal die Dopingproblematik ausschließen.“ Der Sportlehrer, der so etwas natürlich kategorisch ablehnt, will dosiert trainieren, auf seinen Körper hören. Vierfacher Hallen-Sachsenmeister (Sprint, Weit- und Hochsprung, Staffel) ist er schon wieder. Höhepunkt in diesem Jahr soll der Zehnkampf in Niesky werden. Los ist aber an nahezu jedem Wochenende etwas, auch an dem der Sportgala in Niesky: Vormittags Basketball als Trainer und Schiedsrichter, am Abend Sportgala, am nächsten Tag Basketball als Spieler der Männermannschaft… Text: Frank Thümmler, Foto: André Schulze